von Tina Alba
vorgestellt von Tanja Rast
Leise wandeln Pfoten in Rom auf alten Wegen, zwischen Ruinen und überall in der Stadt. Katzen der Bastet schnurren sich gegenseitig Sagen aus vergangenen Zeiten zu. Katzen der Sachmet frönen der löwenhaften Kampfeslust. Ein lange zurückliegender Konflikt teilte sie in zwei Sippen, die einander aus dem Weg gehen.Doch als Dunkelheit die Ruinen der Ewigen Stadt überzieht und ein Seher auftaucht, verändert sich alles. Denn diese Finsternis bedroht alle Katzen – auch zwei junge Mitglieder der beiden Sippen, die sich inmitten der Wirren begegnen. Wird am Ende eine alte Feindschaft das Ende von Roms Katzen sein? Oder ist es gar die Liebe, die auf Samtpfoten eine Lösung bringt?
***
»Roms Katzen“ entstand im NaNoWriMo 2012. Das ist in manchen Autorenkreisen und speziell im Tintenzirkel traditionell eine Zeit, in der Inspiration und Motivation nahezu überschwappen. Es gibt kaum eine andere Zeit im Jahr, in der man so viele Projekte so hautnah erleben kann, ihnen beim Wachsen zusehen darf. Schon die Vorstellung von »Roms Katzen“ reizte mich sehr. Ein Hauch von Montague und Capulet umweht die kätzischen Helden Maat-Ra und Sethos, aber da ist noch sehr viel mehr, was Tina in ihrem ersten Teaser nur andeutete. Auf Schritt und Tritt begleitete ich begeistert die Entstehung von »Roms Katzen“.
Eines vorweg: Ich mag nur wenige Geschichten mit tierischen Hauptfiguren. Old Yeller wird erschossen, und Black Beauty durchleidet ein Leben mit Abwirtschaftung, Hunger und Schmerzen. Oder die tierischen Darsteller werden so sehr vermenschlicht, dass ein Hund mit den Schultern zuckt. Nicht bei Tinas Katzen: Jedes Detail der Körpersprache und des Verhaltens ist so offenkundig bei den eigenen Katzen abgeschaut, genau beobachtet und liebevoll in Romanform umgesetzt. Hinzu kommt eine so geschickt gewobene Mythologie und als Setting wuchtig, uralt und wunderschön: Rom.
Hier fließt zusammen, was schon immer zusammengehört haben muss. Ich habe die Sonne auf der Haut gespürt, das Schnurren der Katzen vernommen, ihre Kampfschreie und ihr Fauchen. Dicht dran an den Katzen, aus deren Sicht und mit deren Stimmen die Geschichte erzählt wird, die so alt wie die der Pyramiden ist. Und mit jeder Seite konnte ich wieder einmal verstehen und noch besser nachfühlen, wie die Ägypter auf die Idee verfallen konnten, Katzen zu verehren. Wobei – das kennt ja jeder Katzenhalter von sich selbst! Tina beschreibt keine AristoCats, sondern zwei Sippen von wild lebenden Katzen in Rom. Ihre Reviere, ihre Heimat und ihren tiefverwurzelten Glauben.
Denn die beiden verfeindeten Sippen dienen jeweils einer altägyptischen Göttin und verstehen sich als deren Erben: Sachmet und Bastet. Die große Jägerin und die sanftmütige Wissende. So sind auch ihre Anhänger, die beiden Katzenfamilien aufgestellt. Und Rom ist nicht groß genug für beide Sippen, so scheint es. Genau da setzt Tina an und bringt nicht nur die Rivalität zweier Göttinnen ins Spiel, sondern so viel mehr, was schon die erste Begegnung von Maat-Ra und Sethos überschattet. Als ob die beiden es nicht schon schwer genug hätten!
Ich drängelte mich also zielsicher in die Reihen der Betaleser, weil mich die Geschichte so faszinierte. Während ich Wortwiederholungen ausflöhte, konstruktive Vorschläge zu Katzennamen machte und meinen Anteil dazu beitrug, aus einem schönen Roman einen wundervollen Roman zu machen, verliebte ich mich immer mehr in die Geschichte. Ich habe geweint, leise »Awwww!“ geflüstert, Fingernägel gekaut und einige Szenen mehrfach lesen müssen, weil ich vor Spannung ganz vergaß, dass ich (nicht nur) zu meinem Vergnügen lese.
Denn auf leisen Samtpfoten schleicht so viel mehr als »nur“ die Fehde der Sippen, die neue, unbekannte Bedrohung und eine uralte Vorgeschichte über staubige Plätze unter Sonnenschein, zwischen alten Steinen und in Ruinen. Tina schreibt von Vertrauen, das langsam wächst, wo es auf den ersten Blick und nach lange gehegter Überzeugung überhaupt nichts zu suchen hat. Von Tapferkeit, die da voll erblüht, wo sie zuerst kaum vermutet wurde. Epik – mit Katzen, die sich im Übersprungsverhalten ein Ohr putzen, die in den Sonnenschein blinzeln und ihre Schnurrhaare sträuben.
2015 hatte ich auf dem BuCon dann die große Ehre (da Tina noch nicht dabei sein konnte und weil eine persönliche Übergabe einfach mehr Spaß macht), »Roms Katzen“ an Ingrid Pointecker, Verlegerin ohneohren, zu überreichen. Ein erhebender Augenblick, der die bisherige Arbeit krönte. Und ein wenig war mir, als würde ich eine zusammengerollte, schnurrende Katze in liebevolle Hände übergeben.
Das ist mein Anteil an der Vorgeschichte zu »Roms Katzen“, mein Stück Weg, das ich diese wunderschöne Geschichte begleiten durfte. Und jetzt stromern die beiden Sippen siegesgewiss auf ihre Leser zu. Und schnurren!